Gefahr Scheinselbstständigkeit: Was ist das und wie kann man sie verhindern?

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Über Scheinselbstständigkeit ist immer mal wieder in den Medien zu lesen, aber was genau ist eigentlich eine Scheinselbstständigkeit. Wie kann ich als Auftragnehmer:in eine Scheinselbstständigkeit vermeiden - und worauf muss ich als Auftraggeber:in achten?

Alwina Rotfus 17-03-2023

Über Scheinselbstständigkeit ist immer mal wieder in den Medien zu lesen, aber was genau ist eigentlich eine Scheinselbstständigkeit. Wie kann ich als Auftragnehmer:in eine Scheinselbstständigkeit vermeiden - und worauf muss ich als Auftraggeber:in achten?

Was ist Scheinselbstständigkeit? 

Legen wir mit den Basics los: Du bist scheinselbstständig, wenn du den Anschein machst, selbstständig zu arbeiten, in Wirklichkeit jedoch in einem regulären Arbeitsverhältnis agierst. Das bedeutet konkret, du wirst z.B. von einer Firma als Selbstständiger Dienstleister beauftragt, sagen wir mal, um eine PR-Kampagne aufzusetzen und durchzuführen, tatsächlich arbeitest du jedoch in einem Angestelltenverhältnis. Dafür gibt es ein paar Merkmale, an denen du dich orientieren kannst.

Merkmale eines Scheinselbstständigen

  • Die Person hat wenig oder keine Kontrolle darüber, wie die Arbeit ausgeführt wird

  • Die Person kann mit der Arbeit keinen Gewinn oder Verlust erzielen

  • Die Entlohnung ist nicht an den Umfang der Arbeit oder die Qualität der Arbeit gebunden

  • Die Person ist nicht für das Lösen von Problemen während der Arbeit verantwortlich

  • Die Person kann keine Lieferanten auswählen oder bestimmen, wie Beschwerden gelöst werden.

Wenn du mehr als eines dieser Merkmale erfüllst, wirst du wahrscheinlich als Arbeitnehmer:in und nicht als Selbständige:r betrachtet. 

Warum solltest du eine Scheinselbstständigkeit unbedingt vermeiden?

Vielleicht siehst du eine Scheinselbstständigkeit nicht als so großes Problem an. Du arbeitest gerne, hast als Selbständige:r mehr Freiheiten als als Angestellte:r und deine Risiken sind mit einer Haftpflichtversicherung und einer guten Krankenversicherung abgesichert. 

Was ist also so schlimm an einer Scheinselbstständigkeit? Nun, im Falle einer Scheinselbstständigkeit ist dein:e Auftraggeber:in eigentlich dein:e Arbeitgeber:in und kommt damit seinen Verpflichtungen dir und der Steuerbehörde gegenüber nicht nach. Für den/die Arbeitgeber:in kann es recht drastische Sanktionen geben. Es drohen Nachzahlungen der Renten- und Sozialbeiträge, auch Strafzahlungen sind möglich. Ist die Scheinselbstständigkeit vorsätzlich, kann sogar eine Gefängnisstrafe in Betracht gezogen werden.

War die Scheinselbstständigkeit von dir als Arbeitnehmer:in vorsätzlich und wurden falsche Angaben gemacht, können auch hier Geldstrafen durch Leistungsbetrug entstehen. 

Überprüft wird eine Scheinselbstständigkeit durch die Betriebsprüfer der Deutschen Rentenversicherung Bund und dem Finanzamt sowie von den Beamten des Zolls. Die Steuerbehörden unterscheiden zwischen böswilliger (vorsätzlicher) und nicht böswilliger Scheinselbstständigkeit. Wenn du wirklich nicht wissen konntest, dass du scheinselbstständig bist, erhältst du Tipps, um sicherzustellen, dass innerhalb von 3 Monaten keine Scheinselbstständigkeit mehr vorliegt. In diesem Fall wirst du nicht mit einer Geldstrafe belegt. Aber du musst es nachweisen können. 

Wie kannst du als Selbstständige(r) eine Scheinselbstständigkeit verhindern? 

  1. Informiere dich über deinen Beschäftigungsstatus. Im Zweifel lieber einmal mehr nachfragen und sich informieren

  2. Unterschreibe zunächst keine Verträge, in denen du dich als Selbständiger ausgeben sollst, wenn du es nicht bist

  3. Verwende Musterverträge und halte dich an diese

  4. Sprich im Zweifel mit einem Steuerberater oder lass dich anderweitig beraten

  5. Stelle sicher, dass du mehrere Auftraggeber:innen hast

Wie kannst du als Arbeitgeber:in eine Scheinselbstständigkeit verhindern?

  1. Keine Weisungsgebundenheit: Lass den Freiberufler:in oder Unternehmer:in selbst über seine Arbeit bestimmen. Beaufsichtige die Arbeit des/der Freiberuflers/ Freiberuflerin nicht

  2. Verwende Musterverträge für Freiberufler:innen

  3. Arbeite mit Freiberufler:innen, die mehrere Kunden haben

  4. Arbeite mit klaren Aufträgen und lasse die Freiberufler nach deren Erledigung eine Rechnung ausstellen

  5. Check Unklarheiten lieber einmal mehr mit einem Fachberater:in wie einem Steuerfachmann.

Selbstständigkeit bringt Verantwortung mit sich

Unsere Liste soll dir einen ersten Überblick geben, ob du eventuell in einer Scheinselbstständigkeit arbeitest oder ob alles im grünen Bereich ist. Eine genaue Feststellung kann über die Clearingstelle der DRV erfolgen https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Arbeitnehmer-und-Selbststaendige/03_Selbststaendige/selbststaendige_node.html

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